Ein Beau feiert 50. Geburtstag...

 … vom Porsche 904 GTS in Bild und Modell

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Es bedurfte schon eines Hinweises in Heft 11/2013 des Fachblattes „Oldtimer-Markt“, um mich daran zu erinnern, dass im Herbst dieses Jahres sich die Geburtsstunde 904 GTS zum fünfzigsten Mal jährte. Dabei gehört der Jubilar zu den, aus meiner Sicht, Gran-Tourismo-Rennfahrzeugen mit ausgeprägt harmonischen Proportionen.

 

Das Styling dieser Schönheit hatte der Enkel Ferdinand des Firmengründers übernommen, der zur besseren Unterscheidung vom Großvater allgemein auch „Butzi“ genannt wurde. Im Alter von 28 Jahren war er bereits zum Leiter der Porsche-Design-Abteilung aufgestiegen und entwarf so das Kunststoffkleid des Autos, das mit einem Kastenrahmen aus der Feder von Hans Tomala fest verschraubt war. Es wird gesagt, die neue Kombination der beiden Werkstoffe Kunststoff und Metall habe eine größere Verwindungsfestigkeit gehabt als die des „356“ und der auf ihm basierenden Wettbewerbsfahrzeuge bis hin zur „718-Schwiegermutter“, der direkten Vorgängerin des 904 GTS.

Befeuert wurde das Sportgerät vom Fuhrmann-Motor, einem Vierzylinder mit von Königswellen angetriebenen vier oben liegenden Nockenwellen, der in der Serienausführung eine Leistung von 180 PS bereitstellte. Um allerdings in der GT-Kategorie bei Rennen starten zu dürfen, mußten dem damaligen Reglement folgend, mindestens 100 Autos gebaut worden und eine Straßenzulassung möglich sein.

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Im realen Einsatz erschienen die 904 erstmals in Amerika beim Daytona-2000 km-Rennen am 16. Februar 1964. Die Privatiers Chuck Cassel und Augie Pabst meldeten einen der wenigen damals nach Amerika exportierten Porsche 904 in der Klasse der Prototypen an, erhielten die Start-Nummer 50, schieden allerdings im Rennverlauf mit technischen Problemen aus. Für Sammler interessant ist in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet dieses Fahrzeug als Modell in diversen Maßstäben bis heute sowohl als Neuauflage als auch als Antiquität problemlos zu erwerben ist. Damals erschienen die ersten Modelle des 904 bei Monogram und Aurora als Plastikbausätze im Maßstab 1:32, die sich am Wagen aus dem Daytona-Rennen orientierten. Ab 1966 setzte ich bei Slotcar-Events u.a. einen 904 von Monogram mit einem sog. Sidewinder-Chassis ein, das zu dieser Zeit das Nonplusultra in der regionalen Szene verkörperte. 904 3 1
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Der Fahrzeugkörper dieses Modells wurde natürlich im „Renneinsatz“ verschlissen, das Chassis allerdings noch teilweise erhalten; abgebildet wird daher lediglich eine schwarz-weiße Grafik eines 1:32 er Modells des 904 aus dem Aurora-Katalog des Jahres 1965. Heute sind im Internethandel solch Flitzer zu Preisen um die 50-Euro zu erwerben.

Einen weiteren Höhepunkt in der frühen Einsatzphase der Porsche 904 GTS erreichte man am 26.April 1964 anläßlich der 720 km langen Targa Florio auf Sizilien. Bei diesem Rennen gewann der von Porsche-Engineering gemeldete und inzwischen als GT-Fahrzeug homologierte Wagen mit der Start-Nummer 86 unter Colin Davis/Antonio Pucci mit 13 Minuten Vorsprung vor dem baugleichen Auto unter Linge/Balzarini. Die Weiterentwicklung mit einem Achtzylinder im Rücken der Piloten Edgar Barth/Luigi Maglioli belegte mit 19 Minuten Rückstand auf das Siegerfahrzeug den 6. Platz im Gesamtklassement, gewann dennoch die Prototypenwertung in der 2 Liter-Klasse. Das Siegerfahrzeug dieser Veranstaltung ist häufig als Modell nachgebildet worden und als Fertigmodell bis heute zu Preisen von 16 Euro für das M odell im HO-Maßstab 1:87 und etwa 55 Euro für das in 1:43 im Fachhandel zu beziehen.

Wer Glück hat, findet möglicherweise noch den 1:25er-Bausatz im Händlerregal. Den Deckel der Kartonverpackung ziert der 904 mit der Nummer 86 in voller Fahrt und in der Targa-Florio-Bemalung; auf den Seiten sind weitere Details des Modells abgebildet. 904 4

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Der Bausatz enthält über 150 fast gradfrei gespritzte Einzelbauteile, darunter einige aus entweder transparentem bzw. verchromtem Plastik. Neben Schiebebildern zur Gestaltung der Außenhaut in Anlehnung an das bei der 1964er Targa Florio eingesetzte Auto liegen ebensolche für den Bau eines Modells bei, das 1965 das Vortraining für die 24 Stunden von Le Mans bestritt. Die einzelnen Teile des Bausatzes sind äußerst passgenau gestaltet, verlangen jedoch trotzdem einen gewissen Aufwand an Schleifarbeit, bevor sie grundiert und den Farbangaben in der sehr informativen Bauanleitung folgend, lackiert werden können. Neben einigen Modellen im Maßstab 1:43 verschiedener Hersteller zum Preis um die 55 Euro ist sogar ein solches von Bub für 15 Euro beim Fachhandel zu kaufen.

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Mehrere originale 904 im Einsatz erlebte ich selbst beim 1000 km-Rennen auf dem Nürburgring am 31. Mai 1964. Eines meiner Fotos von dieser Veranstaltung zeigt einen 904 GTS von Porsche mit der Start-Nummer 63, der von den Fahrern Andrea Vianini und Kasif Estéfano auf den 10. Platz der Gesamtwertung gebracht wurde. Überhaupt waren die neuen Porsche in diesem Rennen extrem erfolgreich, denn acht dieser Renner platzierten sich unter den besten zwölf Autos in der Gesamtwertung. Dabei war einer der Porsche mit einem Achtzylinder-Motor bestückt. Der 904/8 mit den Fahrern Joakim Bonnier und Ritchie Ginther belegte den 5. Platz und gewann damit für Porsche auch die Wertung der Prototypen bis zu 2 Litern Hubraum.

In Le Mans waren die Porsche im gleichen Jahr ähnlich erfolgreich, denn vier der 904 lagen in der Endwertung unter den ersten Zwölf; der Wagen mit der Nummer 34 unter Roger Buchet und Guy Ligier wurde Siebter und gewann die 2 Liter- GT- Klasse. Wer gezielt in den Katalogen der Händler auch im Internet nachschaut, wird etliche Ausführungen der Porsche 904 als Fertigmodelle direkt beziehen können. Bausätze werden indes nur noch selten angeboten; bei Ebay läßt sich jedoch das eine oder andere Schnäppchen machen.

Porsche beabsichtigte, den 904 GTS auch bei den damals beliebten Rennen zur Europa-Bergmeisterschaft einzusetzen, kam aber nicht sofort zu Erfolgen mit diesem Auto. Daher erwarb man bei Elva in England, denen Porsche 15 Motoren für ihre Chassis geliefert hatte, ein Chassis des Elva Mk.7, das einen Rohrrahmen aufwies. Nach entsprechender Umformung gewann Edgar Barth mit diesem Wagen zwar das Rennen am Rossberg, stieg danach jedoch wieder auf de 718 RS um und gewann so die Bergmeisterschaft. 904 9

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Den Elva-Porsche pilotierte in dieser Saison der Schweizer Herbert Müller, der Barth allerdings nie besiegen konnte. Das Foto zeigt Barth und Müller mit den beiden Autos. Das Modell des Elva mit der Nummer 6 entstand bei Paul`s-Model-Art. Ich kaufte es vor drei Jahren auf einer Börse für 40 Euro.

Bei Porsche entwickelte man den Elva weiter und stellte so Prototypen her, die letztlich auf dem 904 basierten. Ein solches Auto war der 904/8 „Känguruh“, der seinen Namen wegen der besonderen Form und des gewöhnungsbedürftigen Fahrverhaltens bekam. Ein Fahrzeug dieses Typs belegte mit der Startnummer 182 unter den Piloten Umberto Maglioli und Gerhard Mitter bei der 1965er Targa Florio den 2. Platz. Ihm folgten drei weitere Porsche-Prototypen, und auf dem 5. Platz lief ein „normaler“ 904 GTS unter Antonio Pucci/Günter Klass ein, der damit auch die GT-Wertung gewann. 904 8

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Das Modell des 904/8 „Känguruh“, das hier gezeigt wird, realisierte die im Elsass ansässige Manufaktur Vroom von Michel Ottenwaelder. Sie stellte in den 1990er Jahren Resine – Modelle in 1:43 her, die in der Ausformung neue Maßstäbe setzten. Die Bausätze enthielten neben den wohlgeformten Teilen aus Kunststoff und äußerst filigran geätzten Metallblechen auch sehr informative Hinweise auf die Vorbilder und deren Farbgestaltung. Es war stets eine große Freude, sich mit diesen Bausätzen auseinander zu setzen und sie zu bearbeiten. Besonders wichtig war es, die Oberfläche vor dem Lackieren von anhaftendem Silicon zu betreien, damit der Farbauftrag auch gelang. Preislich lagen die Vroom-Bausätze mit Werten um 80 DM am Rande des gerade noch zu Vertretenden.

Überhaupt überließ Porsche in der 1965er Saison den Kampf um Ehren und Pokale in der GT – Kategorie eher den privaten Teams. Porsche-Engineering selbst setzte zunehmend Prototypen ein, denen die Eleganz eines 904 GTS weitgehend fehlte, wie auch die für GT-Autos vorgeschriebene Kofferraumgröße von 65x40x20 Zentimetern. Erwähnenswert sind in diesem Zusammenhang die Erfolge von Gerhard Mitter bei der Europa-Bergmeisterschaft der Jahre 1965 bis 1967. Das gezeigte Vroom-Modell gibt Form und Farbe des Bergspyders wider, mit dem Gerhard Mitter beim Bergrennen am Schauinsland am 8.August 1965 in der neuen Porsche-Farbe Weiss auf den 2.Platz fuhr.

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Übrigens, dasTitelblatt des Porsche Klassik Kalenders ziert das Foto eines 904 GTS.

 

Literatur: Ludvigsen, K.: Porsche – Geschichte der Renn- und Sportwagen. München, 1980, S.228ff

Boschen,L./ Barth,J.: Das große Buch der Porsche-Typen. 5.Auflage, Stuttgart, 1981, S. 534-552.

Wikipedia: Ergebnisse diverser Rennen

 Abbildungen:

  1. Hinweis in Oldtimer-Markt, Heft 11/2013
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  2. Porsche 904 GTS von Minichamps in 1:18
    2.1 bis 2.4 Details des 1:18ers

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  3. 904 aus dem Daytona – Rennen 1964 (Ludvigsen)
    3.1 904 im Aurora-Katalog von 1965

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  4. Revell-Bausatz des Targa Florio-Siegers von 1964
    4.1 bis 4.3 Teile des Revell-Bausatzes

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  5. 904 GTS auf dem Nürburgring 1964 (Krings)
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  6. Modell eines 904 aus Le Mans 1964: Nr.34 von Buchet/Ligier
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  7. Blau-graue Speziallackierung für H.D. Blatzheim(?) von Vroom
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  8. 904/8 „Känguruh“ von der 1965er Targa Florio
    8.1bis 8.4 Bauanleitung von Vroom und weitere Fotos, (8.5 904/8 vom Nürburgring 1965: Fahrer Gerhard Mitter; Modell Provence Moulage)

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  9. Barth und Müller mit dem 718 und dem Elva (Boschen)
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  10. Porsche 718-Modell von Minichamps

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  11. Elva-Porsche von Paul`s Model – Art
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  12. 904/8 vom Schauinsland 1964, Spyder gefahren von Gerhard Mitter (Vroom)
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  13. Bauanleitung zum Mitter-Spyder von Vroom
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  14. Titelblatt des Kalenders „Porsche Klassik“(Modell-Fahrzeug)
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